Kaum ist die neue Regierung ein paar Tage im Amt, kocht wieder was in der Gesundheitsbranche in Deutschland hoch, die IQWIG Debatte. Zuerst einmal was ist das IQWIG, das Ziel bzw. Selbstbeschreibung des IQWIG ist (Quelle
iqwig.de):
Das Institut ist etwas umstritten, und hat sich in der letzten Zeit auch nicht gerade mit Heldentaten ausgezeichnet. Man erinnere sich an die schmierige Geschichte mit Lantus von Sanofi-Aventis in QII/2009 (viele verunsicherte Patienten und Panikmache mit sehr sehr schwachen Daten bzw. Hinweisen auf eine mögliche Förderung des Krebswachstums) oder an Merz mit ihrem Alzheimermittel.
Nun denn, Peter Sawicki soll nun endlich gegen einen "industriefreundlichen" Chef ausgetauscht werden (Plan der FDP).
Was ist denn ein "Industriefreundlicher" Chef, ich stelle mir das so vor (habe dazu leider noch nicht wirklich viel gelesen/gesehen):
- Sagt immer, je teuerer desto besser.
- Jede Innovation muss den Pharmafirmen Geld bringen.
- Auch me-too und pseudo Innovationen sollen großzügig erstattet werden.
zu 1) Klares nein, es wird hier immer eine Prüfung geben.
zu 2) Die Innovation muss irgendwie gemessen werden, und das ist sehr schwierig (wie viel ist eine Verlängerung des Überlebens Wert, 200 €/Tag?)
zu 3) Hier muss eine deutlich Preisreduktion erfolgen.
Wenn denn wirklich evidenzbasiert geurteilt wird, müßte es vollkommen egal sein, wer der Chef des IQWIG ist, oder wer dafür arbeitet.
Der
spiegel schreibt über das IQWIG einige schwammige Punkt:
Das 2004 gegründete Institut soll die Vor- und Nachteile medizinischer Leistungen, vor allem aber die Wirksamkeit von Arzneimitteln bewerten.
Die Wirksamkeit ist bereits durch die Zulassung des Arzneimittels belegt, dies macht die EMA bzw. z.B. das BfArM in Deutschland. In den USA die FDA, sonst bewertet niemand die Wirksamkeit. Ein Preis/Wirksamkeitsratio wird hier beurteilt, so was fehlt bis jetzt in Deutschland, da sind andere Länder weiter (z.B. in der UK The National Institute for Health and Clinical Excellence (NICE) interessanter
link dazu).
Sawicki, international bekannter Verfechter der sogenannten evidenzbasierten Medizin, machte strenge wissenschaftliche Regeln zur Bedingung für die Bewertungen seines Instituts...
Ah, d.h. der Umkehrschluss: Alle forschenden Unternehmen arbeiten nach "schwachen" wissenschaftlichen Regeln und nicht evidenzbasiert. Gut ich behaupte "evidenzbasiert" kann man erst mit einer gewissen Fallzahl und auch Behandlungsdauer arbeiten. Für bestimmte Erkrankungen kann es durchaus schwierig sein, eine Wirksamkeit nachzuweisen, das ist schon eine heikle Kiste über die schon lange diskutiert wird..
Das wahre Ziel des IQWIG ist eher: Es müssen Kosten für das Gesundheitssystem gespart werden und das IQWIG urteilt welche. Dieser Schritt ist schon sehr lange überfallig, man sieht das unser gesamtes Gesundheitssystem aus dem Ruder gelaufen ist und zu wenig Geld im System vorhanden ist.
Das Kernproblem ist, niemand will mehr einzahlen und alle sich aus diesem großen Topf bedienen, sei es Ärzte, Kliniken, Apotheken als auch Pharmahersteller und jeder hat natürlich eine sehr große Lobby, die weiß wie man verteidigt.